Die Bundesligasaison ist vorbei und mit den fest stehenden Absteigern und dem neuen Meister können Schlüsse gezogen werden, die wie immer durchaus eine gesellschaftliche Dimension besitzen. Denn kaum eine Disziplin sagt nach wie vor mehr aus über das Leben, das wir führen, wie der Fußball. Die archetypischen Urtriebe der Jäger finden in ihm ihre moderne Form, der Fußball entwickelt sich mit den sozialen Ausdrucksformen weiter und hält uns den Spiegel vor. Das alte Paradigma der Männerdomäne wurde längst abgelöst durch den zivilisierenden Einfluss der Frauen, egal ob aktiv oder passiv. Und somit wurde ein erneuter Beweis geliefert für die Anpassungsfähigkeit dieser athletischen Disziplin, die nach den darwinschen Entwicklungsgesetzen die besten Chancen hat, viele von uns zu überleben.
Mit dem Furore machenden Aufsteiger TSG Hoffenheim ging es los, die euphorisierende Idee einer einzigartigen Jugendförderung schmolz doch in starkem Maße dahin, als klar wurde, dass sich hinter dieser Leitidee eine versüddeutschte Afrikaauswahl verbarg, was so neu in der Liga nicht ist. Den Sponsor zu verschmähen, das gelang auf Dauer nicht, da der Mann durchaus für ein modernes Mäzenatentum steht, das Zukunft haben wird in diesem Land. Der Leitartikel Hoffenheim wird in naher Zukunft zu einem mittelmäßiger Slogan changieren, im positiven Sinne versteht sich.
Mit den Absteigern Karlsruhe, Bielefeld und vielleicht Cottbus wurde klar, dass familiäre Strukturen in der Vereinsführung passé sind, wenn sie nicht korrelieren mit einem gewaltigen Familienvermögen. Wertarbeit alleine taugt nichts mehr in einem überaus harten Konkurrenzkampf, die Machtdemonstration mittels bloßem Können schüchtert niemanden mehr ein, nur eine virtuelle Inszenierung mit gewaltigen Finanzarsenalen bringt in der sozialen Vergleichsfigur noch die innere Ruhe. Wer das nicht aufbieten kann, beginnt im entscheidenden Moment zu flattern und verliert das letzte Hemd, ob gerechtfertigt oder nicht.
Der alle Jahre wieder gesetzte Platzhirsch Bayern München wollte mit der Zeit gehen und sich methodisch verjüngen, was in den Anfängen hängen blieb, weil der engagierte Trainer Klinsmann erstaunlicherweise die interkulturelle Kompetenz für sein eigenes Heimatland verloren hatte. Er kam mit einem amerikanischen Motivationskonzept an die Isar, das von der eigenen Überlegenheit ausgeht und die kritische Distanz zu sich selbst liquidiert. Das führt zu Überheblichkeit und Fehlern und untergräbt das eiserne Streben nach Höchstleistung. Für derartige Hurra-Ideologie war selbst die bayrische Metropole zu aufgeklärt, was Anlass zu wahrer Freude sein sollte.
Und was den Meister Wolfsburg angeht, so könnte der Zeitpunkt von keinem Regisseur perfekter gewählt worden sein! In einem Jahr der Weltfinanzkrise und der Renaissance der Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus in Deutschland musste ein Staatskonzern das Rennen machen. Die Einigartigkeit des Erfolgs lag daran, dass dieser Konzern einen Manager verpflichtet hatte, bei dem der Machtanspruch das gleiche Format wie der nach Höchstleistung annahm, was wiederum in keinem Maße der von uns erlebten Realität im letzten Jahr entsprach. Das sind allerdings Sternstunden, die es jeweils nur einmal gibt. Insofern ist es keine Großtat vorher zu sagen, dass der VFL Wolfsburg genauso furchtbar enden wird, wie die geplante Verbeamtung der halben Arbeitswelt dieser Republik, in der das Betriebsergebnis keine Rolle mehr spielt. Wie dem auch sei: Wer sich in der Welt des Fußballs bewegt, der hat gewaltige Chancen, auch ganz andere Erscheinungen zu begreifen!
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