Archiv für den Monat April 2011

Public Management in Globalized Times

Considering the management skills of politicians in the aftermath of the last and still during world financial crisis it seems to be necessary to design the main tasks of Public Management. Although Public Management is not the only source of capacity building in political biographies the dimension of influence is undoubtedly the biggest. Politicians are getting socialized in the field of management on behalf of the political mandate therewith connected. Putting it into a nutshell, the core competences of leadership in Public Administration and the involved politicians have to be outlined.

The main task will remain what was pronounced at the origin of democratic reason: transferring political mission into the routines of daily life and giving the political mandate a profane and practical impact. If there is no political program there will be no tendency to fulfil this task seeming to be not uncommon but will not have the force improving policy in general.

Beside strategic objectives there ought to be a sensible reception of trends and tendencies of our well connected and globalized world. A however centric political philosophy is ignoring the necessities of a holistic world view. The geographic division of our globe in east and west should be considered as a coincidence of two anthropologic and cognitive models approaching knowledge and experience from a pure materialistic view in the west and an intuitive and holistic view in the east.

Capacity building inside the organization of Public Administration as a facilitator of legitimized policy will therefore mean to combine rationalization in terms of western specialization and diversification in the sense of eastern decentralized autonomy. Combining both competences is requiring the ability of networking and designing virtual and physical infrastructures of work and communication.

Although Public Management is facing a specialized shape of administration the objective to realize political targets must be to facilitate a mutual understanding of the strategic purpose. The principle of pars pro toto, currently contaminated by the centrifugal forces of particularistic interests, has to be re-established. Leaders in Public Management should never follow the temptation of coalitions inside Public Administration to realize their particular strip of interests. The communicative, more the charismatic duty will be creating an atmosphere of enthusiasm according to the strategic objectives. It is the precondition to raise potentials of creativity and industry.

The eroded terrain of trust in public-political terms can only be re-conquered by a simple principle: the legitimacy by procedure. It is recurring to the basic terms of self commitment of the period of enlightenment but astonishingly one of the last fragments in the common understanding of judgement of political action.

Beside its strategic dimension the managerial, the political itself, the communicative and synergetic competences of Leadership in Public Management have to be outlined.

Das arabische Kartenhaus

Längst ist aus dem arabischen Kartenhaus ein Modell für den Nahen Osten geworden. Was in Nordafrika mit Tunesien und Ägypten begann, in Algerien schwelt, im Jemen immer heißer wird, in Bahrain vorerst martialisch befriedet wurde und in Libyen zu einem grausamen Bürgerkrieg mit internationaler Verwicklung geführt hat, treibt nun auch in Syrien auf eine Explosion zu. Den Irak kennen wir seit der Amokpolitik George W. Bushs seit langem als Dauerkrisenherd und die Theokratie im Iran hält sich seit Jahren nur noch durch Mord und Terror. Das arabische Kartenhaus fällt zusammen und es hat sein Stammterrain längst verlassen.

Man sollte sich nun vor vorschnellen und auf Halbwissen basierenden Urteilen hüten. Schon sind die Welterklärer in unseren Seichtmedien dabei, das Debakel auf den Islam zurückzuführen. Obwohl Zusammenhänge bestehen, ist es jedoch so einfach nicht, weil es immerhin noch eine Anzahl von Ländern gibt, die trotz der überwiegenden Religionszugehörigkeit der Bevölkerung zum Islam stabiler dastehen als so manches Mitglied in der Europäischen Union. Nähme man den Erklärungsansatz ernst, dann wäre das destabilisierende Übel in der europäischen Region der Katholizismus, denn die vom zockenden Börsenpersonal zynisch genannten PIIGS-Staaten (Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien) sind bis auf das griechische Derivat allesamt römisch-katholisch.

Das Wesensmerkmal der erodierenden Staatsherrschaften in der arabischen Welt und im Nahen Osten ist aber das strukturelle Missverhältnis zwischen archaischer Machtausübung und einer zunehmend technisierten und differenzierten Infrastruktur und korrespondierenden kommunikativen Verkehrsformen. Der technische Bildungsgrad und die Möglichkeiten zu einer fortentwickelten Produktivität wurden geschaffen, die Herrschaft bestimmter Tyrannen und ihrer Familien entstammt einer anderen Welt. Es herrscht eine Asynchronität von Ökonomie und Politik. Die Folge ist ein Anpassungsprozess der Politik an die Ökonomie. Das war historisch immer so und ist insofern nichts Neues.

Der erneut zum Guten wie zum Schlechten bemühte Islam ist eine Religion. Zum Wesen von Religionen gehört es, dass sie versuchen, die Welt zu erklären und die unter ihrem Gang Leidenden auf einen anderen, jenseitigen Zustand vertrösten. Religionen wohnt in der Regel beides inne, ein Protest gegen das Reale, sonst gäbe sie es nämlich nicht, und etwas Affirmatives, indem sie die Menschen davon abhalten, hier und jetzt etwas gegen die Missstände zu tun. Der Islam in den Ländern, in denen jetzt die Karten umfallen, wird in den Folgejahren eine Entwicklung erfahren wie in den letzten Tausend Jahren nicht, denn er wird sich den neuen Verkehrsformen und Strukturen anpassen müssen, will er nicht ins Marginale abdriften.

Der Zerfall des arabischen Kartenhauses ist nicht unbedingt ein Präludium für eine Entwicklung der betroffenen Länder nach dem Vorbild westlicher Demokratien. Wer dieses annimmt, wird bitter enttäuscht werden. Aber es ist der Beginn einer islamischen Aufklärung, und das wird spannend und befreiend zugleich.

Siedend heiße Botschaften, eiskalte Urteile

Marshall McLuhan. Das Medium ist die Botschaft

Wenn es einen kritisch reflektierenden Vordenker für das Kommunikationszeitalter gab, dann war es der kanadische Pädagoge Marshall McLuhan. Bereits 1911 geboren und 1980 gestorben, hat er seit den fünfziger Jahren mit seinen Publikationen und Statements seine Zeitgenossen gehörig verwirrt. Die Mechanische Braut (1951), Die Guttenberg Galaxie (1962), Medien Verstehen (1964), Das Medium ist die Botschaft (1967) sowie Krieg und Frieden im globalen Dorf (1968) waren seine Hauptwerke, mit denen er bei einigen Pionieren Euphorie auslöste, bei vielen anderen jedoch auf Unverständnis und Befremdung stieß. Fast ein halbes Jahrhundert seit dem Erscheinen seiner Bahn brechenden Werke hat sich vieles immer noch nicht im öffentlichen Bewusstsein festgesetzt und daher wirken seine Erkenntnisse und Thesen bis heute noch so erfrischend radikal.

Der vorliegende Band könnte nicht besser geeignet sein, um an die Denk- und Arbeitsweise dieses unkonventionellen und überaus analytischen Geistes heranzuführen. In insgesamt fünf längeren Interviews zu unterschiedlichen Zeit- und Schwerpunkten unternimmt McLuhan eine Reise durch seine Erkenntniswelten. In den Interviews geht es um die Entkörperung der Sender im Kommunikationsprozess, um epistemologische Herangehensweisen bei der Erforschung neuer Terrains, um das Prekariat des historischen Standpunkts, um die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher kultureller Rezeptionsweisen wie um die Geschlechtsorgane von Maschinen.

Ja, vieles klingt bizarr und vielleicht auch zunächst abschreckend, weil zu befürchten wäre, dass das alles in einer Abstraktionssphäre zu verpuffen droht, in der man sich sehr trunken fühlt. Doch Marshall McLuhan war ein kanadischer Pädagoge, d.h. er besaß das leider in Europa eher seltene Talent, anhand alltäglicher Beispiele und mit ungeheurem Unterhaltungswert über seine exzentrischen Forschungsunterfangen zu berichten.

Daher muten diese Interviews an wie eine Schatzkiste der Inspirationen und Lösungsansätze und vieles, was da vor einem halben Jahrhundert thematisiert wurde, ist brandaktuell. Wir erfahren einiges über den semantischen Wechsel von Inhalt und Form, über die Funktionsweise von linker und rechter Hirnhälfte und deren geographischer Domänen, über das Rezeptionsverhalten von oralen und alphabetischen Gesellschaften und die daraus resultierenden Wirkungsweisen neuer Techniken auf diese Gesellschaften. Und das heute so verniedlichte globale Dorf verwandelt sich bei dessen Entdecker in der Urschrift als eine archaisch brutale Formation, deren Überwindung man sich sehnlich herbeiwünscht.

Das frappierende an diesem Buch, das allen, die sich mit den Aporien und Paradoxien des Kommunikationszeitalters beschäftigen, dringend ans Herz gelegt wird, ist die Erkenntnis, dass der frühe Namensgeber vieler Phänomene alles andere als ein Verfechter jeder neuen Technik war. Er sah vor allem die zerstörerischen Potenziale, weil es den humanen Nutzern an Reife fehlte…