Archiv für den Monat April 2020

Syndikate namens Banken und die Notwendigkeit der Maskierung

Das Ressentiment scheint berechtigt. Ausgerechnet jene Branche, die sich in den vergangenen Dekaden als regelrechte Zockerbude entpuppt hat, macht jetzt, in einer dramatischen Krise, einen auf seriös. Die von der Bundesregierung und über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Verfügung gestellten Kredite für Unternehmen, die ins Schlingern geraten, scheitern zumeist an der Marge von 10 Prozent, die deren Hausbanken decken sollen. Das wollen sie zumeist nicht, weil es ihnen zu unsicher ist. Das soll, so die gewöhnlich gut unterrichteten Kreise, immer wieder dazu führen, dass der nach außen sanft erscheinende Wirtschaftsminister sich, fernab von Mikrofonen und Kameras, in Toben und Schreien entlädt. Es ist ein tief menschlicher Zug, und es wäre schön, wenn aus dem berechtigten Zorn mehr entstünde, nämlich politischer Wille und Konsequenz.

Die Privatbanken, die sich mehrheitlich in der Epoche des Wirtschaftsliberalismus von Kreditinstituten zu Syndikaten unseriöser Spekulation entwickelt haben, treten nicht nur bei dem Versuch, Teile der Klein- und Mittelwirtschaft zu retten auf die Bremse, sondern sie bemühen sich nach allen Kräften, Innovation und Wandel zu verhindern. Allein bei dem Wort Rettung müssten sie doch in Entzückung verfallen, denn die Knebelung der südeuropäischen Staaten mit Krediten ohne jegliche Bonitätsprüfung, um ihnen die künstliche Liquidität zu verschaffen, Waren aus dem Land des Exportweltmeisters zu kaufen, hatte Rettungspakte notwendig gemacht, die allein im Falle Griechenlands an der Billionengrenze leckten. Nur ging es nicht um die Rettung Griechenlands, sondern um die Rettung der die künstlichen Liquidität schaffenden Syndikate mit dem Titel Banken. Gedeckt, wie sollte es anders sein, vom Staat, d.h. den Steuerzahlern. Jetzt, wo es darum geht, wertschöpfende Unternehmen zu retten, schauen die Couponschneider aus dem Fenster und pfeifen das Lied von der Unzulänglichkeit des Menschen. Allein diese Haltung provoziert schon den Wunsch nach allgemeiner Liquidierung.

Doch es geht noch weiter. Jetzt, wo nach der ersten Lähmung viele Menschen auf die Idee kommen, dass sich eine Menge ändern müsste, um der Gesellschaft wie der Weltgemeinschaft eine neue, befreiende Perspektive zu geben, erscheinen die Banken und versuchen den Wandel aktiv zu verhindern. So führte gestern ein prominenter Vertreter der Deutschen Bank vor, was von seiner Branche zu erwarten ist. Auf die Frage, ob es jetzt nicht an der Zeit sei, vieles anders zu machen, pochte er hartnäckig auf der Position, zunächst müsse die Wirtschaft, so, wie sie derzeit sei, wieder auf die Beine kommen. Danach könne man über Innovationen reden. Konkretes Beispiel war ausgerechnet das Ansinnen von Daimler Benz, nun das bestehende Sortiment durch staatlich finanzierte Anreize noch einmal auf dem Markt verwerten zu können. 

Da reicht es nicht, die technologische Entwicklung aus einem Blickwinkel der Übersättigung verschlafen zu haben, nein, da soll dann noch eine Belohnung für die technologische Regression verteilt werden. Und die Syndikate, die bei der Rettung von Klein- und Mittelunternehmen mit schmalen Lippen die strenge Tante spielen, fallen den Bossen der Großkonzerne mit ihren antiquierten Attitüden wie frisch verliebt um den Hals. Spätestens in diesem Augenblick erweckt der schreiende Wirtschaftsminister Sympathie. Mit Sympathie für einen Politiker auf verlorenem Posten ist es jedoch nicht getan. Da braut sich noch mehr zusammen: Schon flüstern die Lobbyisten auf den Fluren des Berliner Reichstags ihre bekannten Parolen, Verlängerung der Lebensarbeitszeit, Verlängerung der Arbeitszeit, Lohnverzicht. Die Vergangenheit sammelt ihre Kräfte. Die Zukunft sollte sich schnell organisieren. Die Möglichkeit besteht, man munkelt, die Maskierung der Änderungswilligen nähme explosionsartig zu.