Alles richtig gemacht!?

In anderen europäischen Kapitalen hat sich die Erkenntnis bereits durchgesetzt: die jetzige Situation dokumentiert das komplette Scheitern der westlichen Außenpolitik und man spricht davon, dass es sich bei der Ukraine um einen failed state handelt. Im Hinblick auf andere, gar nicht so weit zurückliegende Ereignisse, lässt sich die erste Einschätzung nur unterstreichen: Afghanistan, Syrien, Irak und Libyen sind auch kein Renommee für das, was man als von den USA administrierte und von den meisten EU-Staaten unterstützte Unterfangen einer gemeinsamen Außenpolitik bezeichnen müsste. Alles endete im Desaster. Da gibt es nichts schön zu reden. In solchen Fällen ist es Zeit, alles auf den Tisch zu legen und zu analysieren, wo die Fehler liegen, auszutarieren, welche Optionen man hat und sich schleunigst daran zu machen, sich von einer Strategie zu verabschieden, die notwendigerweise von einer Niederlage zur anderen führt.

Nur soviel: Es sieht nicht danach aus, als würde sich etwas ändern. Die alten Feindbilder werden weiter bedient, ja, man steigert sich noch weiter in die Schuldzuweisungen Richtung Gegenüber  und Feind, um von der eigenen Unzulänglichkeit abzulenken. Das Entree für eine gute Analyse ist die Erkenntnis, dass man sich schleunigst von den Ideen und Menschen trennt, die ein Desaster nach dem anderen aktiv mit gestaltet haben. Betrachtet man den Diskurs, der angesichts des Ukraine-Krieges in den Fernseh- und Rundfunkanstalten wie in den Parlamenten geführt wird, so stehen nach wie vor die alten Quacksalber am Pult, oder sie sitzen gleich rostigen Patronenhülsen in den Talk Shows und drehen an der Eskalationsschraube, als gäbe es kein Morgen mehr. 

Wenn  ein Fußballtrainer, wie jüngst der Katalane Pep Guardiola, mit seiner Analyse der politischen Ereignisse fieberhaft in den sozialen Netzen weitergereicht wird, weil er es auf den Punkt brachte und man von den eigenen Parlamentariern und den Chefpropagandisten aus der Medienbranche nur noch Schuldzuweisungen an andere und das Mantra der Eskalation hört, sprach der Mann auf einer Pressekonferenz aus, was naheliegt: Politiker haben so etwas wie jetzt zu verhindern und wenn es ihnen nicht gelingt, haben sie versagt. Und: es geht nie um Land, Fahne oder Werte, es geht immer um Geld und Macht. 

Ja, die Replik der Bankrotteure hallt bereits durch den Raum: purer Populismus. Und die Ignorierung des Aspektes, dass man es eben mit bösen Autokraten zu tun habe. Ersteres ist falsch, denn die Wahrheit gebärdet ihre ganze Schönheit, wenn sie sich schlicht zu sehen gibt. Zweites stimmt, die Autokraten handeln wie das ihre Art ist, und das ist alles andere als schön. Aber es ist tödlich zu glauben, man könne ihnen ohne Pause auf der Nase herumtanzen und sie provozieren, ohne dass sie nicht irgendwann dann doch ihr wahres Gesicht zeigen. Die naive wie arrogante Missionsrhetorik, die die Diplomatie abgelöst hat, ist mitverantwortlich für das Desaster.   Zudem wurde durch die Erhebung doppelter Standards zu einer der wichtigsten Argumentationsketten alles zertrümmert, was zur Glaubwürdigkeit von Regierungshandeln beiträgt. 

Dass Apologeten, d.h. wilde Verfechter der eigenen Position, in der Regel nicht zur kritischen Selbstanalyse fähig sind, ist genauso bekannt wie ihr Unvermögen, die tatsächlichen Fähigkeiten, Ressourcen wie Schwachpunkte des Gegenübers zu beschreiben und zu bewerten. Der Verfechter begnügt sich mit dem platten Feindbild. 

Da kommt die Sehnsucht nach ein bißchen mehr Weisheit auf:

„Ein Streit ist keine Unterhaltung.“ (russisches Sprichwort)

„Kennst du deine Feinde, kennst du dich selbst, hundert Schlachten ohne Niederlage“. (Chinesische Weisheit)

Sie verstehen, was ich meine? 

5 Gedanken zu „Alles richtig gemacht!?

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  2. Alice Wunder

    Vielleicht etwas ab vom Schuss, aber wenn ich so ein schönes, altes Buch zitiert sehe: Mit leichtem Entsetzen in den Augen empörte sich die türkisch-schwäbische Krankenschwester über die Zustände an Berliner Schulen, sie geben hier Leuten das Abitur die in ihrem Leben noch kein Buch gelesen haben. Bei uns in BW war das irgendwie anders…

  3. Till Sitter

    Halten Sie Putin wirklich für einen Autokraten und die jetzigen Handlungen für sein wahres Gesicht, oder habe ich da etwas falsch verstanden? 🤔

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