Was bei Bahnhöfen, Flughäfen und Brücken aufgrund von Zeiträumen, die normalerweise Ungeheuern vorbehalten sind, den Menschen den letzt Nerv raubt, geht bei der Propaganda ganz schnell. Quasi über Nacht änderte sich das Wording in Bezug auf die Berichterstattung zu China. Da hatte China keinen Staatspräsidenten mehr, sondern einen Diktator, das Land war eine Diktatur in der die Folterkeller Hochkonjunktur hatten. ARD und ZDF ersetzten das Vokabular von einem Tag auf den anderen. Ziel war die Skandalisierung einer Kanzlerreise dorthin, die wie selbstverständlich bei jeder Erwähnung als umstritten bezeichnet wurde. So geht Propaganda, und so sieht es aus im Lande. Spitze bei der Propaganda, träge bei der Modernisierung.
Wenn die Reise eines Staatsoberhauptes in ein anderes, zudem ökonomisch mächtiges Land geht, mit dem das eigene Wirtschaftsbeziehungen pflegt, als umstritten bezeichnet wird, dann stimmt nichts mehr. Es ist die Aufgabe von Staatsführungen, sich zu treffen und miteinander auszutauschen. Lehnt man das ab, und bezeichnet die potenziellen Gesprächspartner als Diktatoren, dann steht man mental bereits mit beiden Beinen im Kriegsmodus. Dass dieses bereits der Fall ist, sieht man seit der russischen Invasion in die Ukraine bereits Tag für Tag. Da wird Partei ergriffen, was das Zeug hält, die klassische Kriegsreportage, die alle hässlichen Seiten des Krieges zeigt, ist ad Acta gelegt, stattdessen fährt man eingebettet auf Spähpanzern einer Partei hinter der Front herum und erzählt Schauermärchen, da wird nicht nach den Ursachen des Konfliktes gesucht, sondern mit klischeehaften Feindbildern gearbeitet und da wird nicht nach Lösungen gesucht, die zum Stillstand der Waffen führen könnten. Solange der Krieg noch weit genug entfernt ist, ergötzt sich die hiesigen journalistische Mischpoke in Superlativen.
Eine Kennerin des Konfliktes zwischen den angelsächsischen Hegemonialmächten und dem Rest der Welt und ihrer Vorstellung von der strategischen Aufsplittung Europas mit Russland verwies vor kurzem auf eine Allerweltsweisheit, die immer Bestand hat. Menschen, so ihre Ausführung, mit denen man sich prächtig versteht, muss man nicht immer treffen. Da reicht manchmal auch ein Telefonanruf. Diejenigen, mit denen man Konflikte hat, die es in sich haben, sollte man jedoch so oft wie möglich persönlich treffen und mit ihnen sprechen. Denn nichts ist gefährlicher, als isoliert voneinander gegeneinander zu arbeiten und sich bei jedem Schachzug des anderen in seiner düsteren Meinung über die Gegenpartei bestätigt zu fühlen.
Sieht man sich die politischen Meinungsgeber, die vor allem aus dem grünen Lager stammen, mit ihrer ekelerregenden Doppelmoral etwas genauer an, dann wird deutlich, woher die nicht mehr zu überbietenden Fehleinschätzungen hinsichtlich der Weltlage kommen, die hierzulande von drittklassigen Moderatoren aus dem Talk-Sumpf getrieben werden. Die sitzen in staatlich finanzierten Think Tanks und sympathisieren mit Oligarchen in Ost und West, oder sie kommentieren die Weltpolitik wie das Schlossgespenst aus dem Brüsseler Königreich Adipositas und zeichnen Bilder, die mit allem etwas zu tun haben, außer mit einer an der Realität orientierten Interessenlage.
Es ist im übrigen zu bewundern, wie sachlich sich die Kritik an diesen Zuständen immer noch präsentiert. Von Hass und Hetze ist zumindest in den politisch versierten Foren nichts zu spüren, ganz im Gegenteil, sie wirken wie Leuchttürme in einer von Feindseligkeiten verfinsterten Welt. Jeder Versuch, im Gespräch zu bleiben, verdient einen Heldenorden. Und jeder Befeuerung von Feindbildern muss der Verweis in die Bedeutungslosigkeit folgen. Das klingt im Moment unwahrscheinlich. Aber der Tag wird kommen, da bin ich mir sicher.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.